Meine Großeltern

(Oma und Opa Auedeich)


Albrecht, Heinrich Wilhelm Diedrich, gen. Dietn. geb. 29.05.1890 in HF. gest. 24.10.1970 in HF

verh. seit 05.08.1914 in HF mit

Baack, Marie Catharine Helene genant Trine. geb. 04.04.1893 HF. gest. 22.02.1984 Weihe


Einziger Sohn ist mein Vater Claus Diedrich Johann Wilhelm Albrecht.

Opa hatte noch einen Halbbruder mit Namen Paul Harms (von der späteren Wirtschaft) gehabt. Wer da mit wem und warum, habe ich nie zu Hinterfragen gewagt. Ich habe ihn aber noch ganz schwach in Erinnerung und glaube, er, der Halbbruder, war der ältere von beiden.



Opa Auedeich

Geburtsurkunde Nr. 9
Finkenwe(nanu)rder, am 3 Juni 1890
Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschienen heute, der Persönlichkeit nach
bekannt
die Frau Margarethe Maria Elisabeth Lindemann
geb. Heitmann / genannt Scheffel ? ------------------------------------------------
wohnhaft zu Finkenwerder
------------------------------------------------Religion, und zeigte an, dass von der Margarete Pauline Albrecht geborene Harms
lutherische Religion, Ehefrau des Schiffer Johann
Wilhelm Diedrich Albrecht lutherischer Religion
wohnhaft bei ihrem Ehemann zu Finkenwerder
zu Finkenwerder in der Wohnung ihres Ehemannes
am neunundzwanzigs ten Mai --------- des Jahres
tausendachthundert ----- zig und neunzig morgens
um --------------- acht Uhr ein Kind männlichen
Geschlechts geboren worden sei, welches ------ die ------------ Vornamen
Heinrich Wilhelm Dietrich
erhalten habe. Die Frau Lindemann erklärte, dass sie
bei der Niederkunft der Ehefrau Albrecht
zugegen gewesen sei.
Vorgelesen genehmigt und Maria Lindemann
Finkenwerder am 1 März ----- 1935



Oma Auedeich

Standesamt Nr. 10
Geburtsurkunde
Nr. 30
Finkenwärder, am 9. April-------------1893
Vor dem unterzeichneten Standesbeamten erschien heute, der Per-
sönlichkeit nach durch Heiratsurkunde --------
---------------------- anerkannt
der Fischer Claus Dietrich Baack
-----------------------
wohnhaft zu Finkenwärder
--------------lutherischer Religion, und zeigte an, dass von der
Anna Magaretha Christine Baack,
geborene Sager, seiner Ehefrau
--------------------
----------- lutherischer Religion wohnhaft
bei ihm
zu Finkenwärder in seiner Wohnung
am vierten April --------------- des Jahres
tausendachthundert neunzig und drei ---- vor mittags
um ------- acht -----Uhr ein Kind weiblichen
Geschlechts geboren worden sei, welches die Vornamen
---- Marie Catharine Helene -----------
erhalten habe
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben
C. D. Baack
Finkenwärder am 28 ten Februar 1935



Von mir Opa Auedeich genannt, war vor und während des ersten Weltkrieges bei der Marine. Er kniet mit dem Kopf zwischen den beiden Schwarz uniformierten.


Marie Catharine (Trine) Helene Baack, hier mit 17 und 19 Jahren.



Nr. 3
Finkenwerder am fünften
Juni tausend neunhundert und vierzehn
Vor den unterzeichneten Standesbeamten erschienen heute zum
Zwecke der Eheschließung:
1. der Kastenschutenschiffer Heinrich
Wilhelm Dietrich Albrecht
der Persönlichkeit nach bekannt
lutherischer Religion, geboren am neunundzwanzigs ten
Mai des Jahres tausend acht hundert
neunzig zu Finkenwerder
wohnhaft in Finkenwerder
Sohn des Arbeiters Johann Wilhelm
Dietrich Albrecht und seiner Ehefrau
Margaretha Pauline geborene Harms ?......? wohnhaft
in Finkenwerder
2. die Haustochter Marie Catharine
Helene Baack
der Persönlichkeit nach bekannt
lutherischer Religion, geboren am vierten
April des Jahres tausend acht hundert
dreiundneunzig zu Finkenwärder
wohnhaft in Finkenwärder
Tochter des Arbeiters Claus Dietrich Baack
und seiner Ehefrau Anna Margarete
Christine geborene Sager beide wohnhaft
in Finkenwärder

Als Zeugen waren zugezogen und erschienen
3. der Händler Heinrich Meier
der Persönlichkeit nach bekannt
30 Jahre alt, wohnhaft in Finkenwärder
4. der Arbeiter Paul Harms
der Persönlichkeit nach bekannt
28 Jahre alt, wohnhaft in Finkenwerder
Der Standesbeamte richtete an die Verlobten einzeln und
nacheinander die Frage:
ob sie die Ehe miteinander eingehen wollen.
Die Verlobten bejahten diese Frage, und der Standesbeamte
sprach hierauf aus,
daß sie kraft des Bürgerlichen Gesetzbuchs nunmehr recht=
mäßig verbundene Eheleute seien.
Vorgelesen, genehmigt und unterschrieben
Heinrich Wilhelm Dietrich Albrecht
Marie Catharine Helene Albrecht geborene
Baack. Heinrich Meier. Paul Harms
Der Standesbeamte
gez. Fock



Das Auslaufen war am 10.11.1910 mit dem Ziel Tsingtau. Meine beiden Großonkels Artur und August waren auch an Bord.

Wilhelm lässt SMS Gneisenau ganz schön viel Qualm und CO² machen

Linientaufurkunde am 13. Jan.1913 auf 00°00´´0´ 108°14´´0´ E (Zwischen Sumatra und Indonesien)




Oma Trine Albrecht, geb. Baack und Opa Dietn Albrecht mit meinem Vater Johann Albrecht, tatsächlich im Kleid. Zu dem Zeitpunkt müssen sie noch am Nessdeich gewohnt haben. Das muss ganz in der Nähe von Gorch Fock´s Elternhaus gewesen sein.

Als kleiner Junge habe ich einmal mitbekommen, dass mein Großvater „am Ness“ aufgewachsen war. Ich fragte ihn darauf hin, ob er denn auch Gorch Fock gekannt habe, dessen Elternhaus heute ein Museum, ebenfalls am Ness steht. Seine Antwort lautete: „Jung, worüm schull ick em denn nich kinnt hebben, wi hebt doch tosoom inne Sandkist speelt“.

Mein Vater, er war deutlich größer als auf dem Foto oben, ist dort von dem Maler Eduard Bargheer in dessen Nesskate porträtiert worden, die drei Häuser weiter westwärts als das Haus der Kinaus war Also direkt an der Nord-West-Ecke von Finkenwerder.

Hier, auf einem Foto von 1900, muss es gewesen sein, wo sie gewohnt haben, bevor sie zum Auehauptdeich 130 gezogen sind. Vielleicht ist mein Opa ja einer von der Gruppe. Ich kann es leider trotz Brille nicht so genau erkennen.


Gleich nach ihrer Hochzeit kam Opa auf die SMS „Gneisenau“, die zum Kreuzergeschwader gehörte, und fuhr noch zu Friedenszeiten mit ihr zur ehemaligen deutschen Kolonie nach Kiautschou / Tsintau nach China. Von dort aus machten sie viele Besuche, u. A. auch nach Japan usw. Auch der Kronprinz war an Bord, der anlässlich eines Besuches auf einer Insel einen Ausfall hatte. Er muss einen Hitzeschlag bekommen haben, wie mein Großonkel August in seinem Brief aus Ponape schrieb. Oben ist die „Gneisenau >“unter Volldampf zu sehen; konnte aber später den Engländern bei den Falklands nicht entkommen. Die waren schneller.

Die beiden Onkel meiner Mutter, August und Artur Lorenz, fuhren als Funker bzw. Obersignalmaat ebenfalls auf der Gneisenau. August wurde nicht vor dem Kriegsausbruch abgelöst, er blieb an Bord und ging im Verlaufe des Krieges bei den Falklands mit der „Gneisenau“ am 8.12.1914 unter.

Am 29.5.1913, also noch vor Kriegsausbruch, wurde ein Teil der Besatzung der „Gneisenau“ ausgetauscht. Mein Großvater kam, zusammen mit meinem Großonkel Artur Lorenz, in die Heimat zurück und sah dort zum ersten mal seinen Sohn Klaus Dietrich Johann Wilhelm, meinen Vater. Auf den ganzen Postkarten, die Opa Auedeich aus Fernost geschickt und die Oma Auedeich, mir als Kind gezeigt hat, waren bis auf einige ganz wenige Ausnahmen, alle Briefmarken abgelöst worden. Die Postkarten sind meines Wissens auch bei der Flut vernichtet worden Auf meine Frage, wo denn die Briefmarken abgeblieben sind, antwortete meine Oma seinerzeit: Die hat dein Vater abgelöst und seinem Lehrer, Adolf Albershardt, der ja auch noch mein Lehrer gewesen war, geschenkt. Ich fand es schade, aber was sollte ich machen. Bei diesen Andenken war auch eine ganze Menge Papiergeld. Es war das Inflation-geld . Es waren Tausende von Reichsmark, für deren damaligen Kurswert man heute nicht mal das damit zum Druck benötigte Papier bekommen würde. Das alles ging bei der Flut verloren und wurde entsorgt (schade). Darunter war auch ein ca. 30 cm breites und 50 cm hohes kunstvoll besticktes Seidentuch, das als Bild in einem Bilderrahmen war und in der guten Stube über dem kunstvollen Sofa hing. Ich kann mich noch an einen eingestrickten Drachen in den Klauen eines Adlers und ein eingearbeitetes Foto von meinem Opa, sowie eine gestickte Abbildung der SMS „Gneisenau“, erinnern (noch vielmehr Schade).


Während des Krieges, also gleich nach seiner Rückkehr, wurde er auf ein Vorpostenboot eingesetzt. Das Vorpostenboot pendelte zwischen Schlicktown (Wilhelmshaven) und Helgoland. Während der Fahrt war mein Opa Rudergänger und im Hafen hielt er Wache an der Gangway. Er hatte mir auch mal die Bezeichnung für diesen Job genannt, habe ihn aber wieder vergessen.



Goldene Hochzeit

Das Jubelpaar am Fuße des Auehauptdeichschlickgebirges auf dem Deichgrundstückes von Hinnik Wittorf, dem auch der Obsthof hinterm Haus auf der anderen Seite vom Rattengraben gehörte.

Goldene Hochzeit in der Guten Stube, die nur ganz selten benutzt wurde. Von links stehend: Tante Manni Prumbaum und Ich. Sitzend: Tante Erika (Friedrichs) mit Onkel Otto Baack, mein Vater, Oma und Opa Auedeich, meine Mutter und Oma Lorenz. Die Aufnahmen sind nach der Flut 1962 entstanden, da das schöne Sofa und das gestickte Bild aus China mit dem Adler, der den Chinesischen Drachen in seinen Fängen hält, nicht mehr vorhanden sind. (Immer noch sehr schade!)




Bilder oben: Auedeich 130, später dann, ohne die Anlieger zu informieren (!), Auehauptdeich 130. Das Foto oben muss ein Älteres sein, da ich den weißen Mast und die Form der Fenster nicht mehr kennen gelernt habe. Wegen des Mastes nehme ich an, dass das Bild aus den 12 Jahre währenden 1000 jährigen Reich stammt. Wer damals oben gewohnt hat, kann ich nicht sagen, aber dort, wo der Schnee abgetaut ist, ist der Küchenbereich für die obere Wohnung, die wir später auch kurzfristig bewohnt haben. Was man hier nicht so genau sehen kann, ist, dass das Haus etwas schief steht. Unter der rechten vordere Ecke des Hauses, wenn man davor steht, stand vorher ein alter Schuppen. Dadurch war der Kleiboden dort bereits vor verdichtet und das Haus hat sich dadurch etwas schief gelagert. Aber was soll`s, wenn es zum Storchennest hin ein noch schieferes gibt. Rechts ist auf dem Foto noch der Pavillon vom Gastwirt Paul Harms zu sehen. Um den drehte sich meines Wissens der ganze Zoff. Übrigens, Paul Harms und mein Großvater waren Halbbrüder. Auf dem Lageplan ist rechts der Graben und links der Deich abgebildet.

Das Haus grenzte mit seinem Schuppen direkt an den Graben. Wenn ich dort als Kind achtern Huus an Grooben gespielt habe, war ich ständig unter Aufsicht meiner Großeltern. Einmal bin ich aber trotzdem entwischt und eigenständig nach Hause in den Jeverländerweg gelaufen. Meine Großeltern waren in heller Aufregung!

In dem Schuppen, achtern Huus, haben meine Großeltern 3 Schweine großgezogen. Es war damals gar nicht so einfach, Ferkel zu bekommen. Dazu mussten die Lauscher auf Empfang gestellt werden, um mitzubekommen, welcher Bauer auf Finkenwärder gerade welche zu verkaufen hatte. Dann ist mein Großvater mit seinem Bollerwagen losgezogen. Dabei habe ich ihn als kleiner Junge hin und wieder begleitet und habe den Wagen von hinten geschoben. Manchmal so ungestüm, das mein Großvater vorne bremsen musste, damit er den Wagen nicht auf die Hacken bekam. Er hat es geduldig ertragen. Wenn die Schweine dann ca. 100 bis 120 Kg gewogen haben, ging es ihnen an den Kragen. Ein Schwein war für uns, eines behielten meine Großeltern und das Dritte wurde an Hinnifitz, dem Nachbarn von Oma Lorenz, verkauft. Dazu musste das Schwein aus dem Koben am Haus vorbei den Deich rauf wieder runter und in den Hänger. Das waren ungewohnte Anstrengungen für das Tier. Es hat sich mit „Händen und Füßen“ dagegen gewehrt aber Hinni hatte einen Trick. Er nahm den Futtereimer und hat ihn dem Schwein über den Kopf gestülpt. Das mochte das Schweinchen auch nicht und lief rückwärts um aus dem Eimer herauszukommen. Nun brauchte hinten am Schwanz nur noch einer kräftig steuern. Der Erlös vom diesem dritten Schwein diente unter anderem als Bezahlung für den Hausschlachter, der den ganzen Tag damit beschäftigt war, die beiden Schweine abzumurksen und zu verarbeiten .Der Schlachter hat dazu seine eigenen Gewürze mit gebracht, die er kannte und von denen er wusste, wie viel er davon nehmen musste. Obwohl es zu der Zeit noch nicht so besonders kalt war, gab es dabei ausreichend Grog und das auch den ganzen Tag lang – leider nicht für mich. Der Einfachheit halber wurde der Grog in einer großen Kaffeekanne gekocht und das sonst strenge Ritual des Grog genießen außen vor gelassen. Es wurde auch aus normalen Tassen getrunken, was ansonsten ein Sakrileg war. Zu Essen gab es an dem Tag nach getaner Arbeit immer Karbonade satt.

So wurde in unserer Familie Grog getrunken, wenn entweder ein Feiertag war oder wenn auch „nur“ Besuch kam, also immer, wenn es gemütlich war oder werden sollte. Egal ob Sommer oder Winter – also eigentlich immer!
Der Anfang war nach dem Kaffee trinken, wenn der Tisch abgeräumt war und der Gastgeber, egal ob das mein Vater, Großvater Opa Auedeich oder auch meine Großmutter Oma Lorenz war, fragten:“wat wöt we den nu drinken“? Nach einigem gespielten hin und her, wurde dann Einstimmig unter beifälligem Gemurmel, auch eigentlich wie immer, beschlossen: 'Och, lot uns man Grog nehm'. Denn würn de Glös upn Disch stilt un int jedes Glas kem son Glasstöpsl, dormit dat Glas nich utenein geit, wenn dat kokende Woder rinkumt. Vör dat Woder würn de Fronslüh toständich un de käm mitn kokenheitn dampnden Ketel an Disch. Bi't Ingeitn hebt se von al de Siden in dat Glas keken. Von bobn kun man, weil dat jo so dampn dä, nich seen, wo vul dat Glas wür. Und de, de von de Sidn kikn dän, müssn seggen: 'Nochn lüttn, stop, nee lot man so, is god so, nich so veel'. Son richtiges tohopn speeln, wo jederein wat seggen kun. Un so gün dat de ganse Reih rüm, bit jeder den glikn Woterstand in sin Glas har. Den kreich jederein twei Stückn Zugger un wenn he wul, ok drei. Dor käm dat nich so up an. Dat müß jeder so mokn as he wul. Tolezt käm de Husher to sin groden Opdrit. He mok de Buddl opn un gäv se sin Nobor in de Hand un sä: „Mok du man den Anfang“. Jeder hät sik nu sovel Rum in sin Glas rinpladdert, as he man much. Platz no boben öber dat Woter wür jo noch genoch int Glas. Dor hebt se jo för ubpast.
De Fronslüh hebt sik 'n beten Eierlikör in er seute Brus ruert. Un den hebt se votelt, öber Düt un Dat ober meistns öber Em un Ehr. Hüttodoch würn we seggen: Se hebt ollich sludert.
Ober scheun wür dat doch.

Einmal waren mein Vater und ich auf unserem Schrebergarten, der in unmittelbarer Nähe zu dem von meinem Großvater lag, der plötzlich ganz aufgeregt ankam und mit meinem Vater tuschelte. Bevor ich etwas verstanden hatte, gingen die beiden im Stechschritt zur Parzelle meines Großvaters. Dort stand sein Bollerwagen, der sorgfältig abgedeckt war. Eines der drei Schweine war plötzlich gestorben und meine Großeltern wussten nicht woran. Es sollte auch keiner wissen. Nachher heißt es: Seuche im Haus..... böser Blick und an Hexen haben die schon immer geglaubt. Was ich wirklich auch schon lange im Geheimen vermutet habe. Auch bei meinen Eltern habe ich so etwas deutlich bemerkt! Ich konnte mir ob der Geheimhaltung keinen anderen Reim darauf machen. Zumal irgendwann in grauer Vorzeit meine Mutter mir erzählte, dass wenn man mit mehreren (gleichgesinnten) Leuten um einen Tisch herumsitzt und mit gespreizten Fingern, wobei sich die kleinen Finger mit denen der direkten Nachbarn berühren müssen, dicht über einen Gegenstand hält, sich dieser Gegenstand abhebt und sich unter den Händen mit den gespreizten Fingern bewegt. Dieser Gegenstand dürfte nach meinen damalige Erkenntnissen nicht allzu schwer sein, habe ich noch in Erinnerung. Gezeigt hat/haben sie es mir aber nicht. Ich habe wohl auch damals als kleines Kind etwas ungläubig drein geschaut. Ich kann mich auch nicht mehr an den Anlass erinnern, wie sie auf dieses Thema gekommen ist aber es passt irgendwie hierzu. Kurz und gut. Es, das Schwein, wurde in aller Stille, ohne kirchlichen Segen und letzte Ölung, bestattet. Wie mein Großvater den Bollerwagen mit dem verendeten Schwein darin den steilen Deich hinauf bekommen hat, ist mir ebenfalls ein Rätsel geblieben. Die andere Möglichkeit wäre über die wirklich kleine Brücke, dann über den Hof von Hinnik Wittorf und den Köterdamm rauf zum Tuun, wo es nicht so steil war aber die gleiche Höhe hatte. Oder was wahrscheinlicher war, heimlich über das Grundstück von seinem Halbbruder aber dann auch zum Tuun.


Übrigens: Tuun ist Plattdeutsch und heißt Zaun, der in diesem Fall die Grenze zwischen der Hamburger und der Lüneburger Seite, in Verlängerung des Landscheidegrabens darstellt, obwohl es diesen Tuun schon lange nicht mehr gegeben hat. Ich habe ihn jedenfalls nicht kennengelernt.


Aber das war nicht der einzige esoterische Hinweis meiner Familie. Nämlich bei einem Besuch meiner Eltern bei uns in der Ferdinandstrasse, sind selbige auch bei uns im Schlafzimmer gewesen. Den Anlass weiß ich nicht mehr. Eine Hausdurchsuchung war es auch nicht so richtig, aber ich war in der Nähe dicht hinter ihnen. Dabei hörte ich, wie sie mehr oder weniger tuschelten. Ich konnte gerade so verstehen, dass sie sagten, sie schlafen ja mit dem Kopf in die Richtung (immer noch Nordnordwest). In welche sie meinten, dass wir schlafen sollten, habe ich nicht mitbekommen. Die Antwort darauf war: Ja aber dort ist ja das Fenster (das ist Ostnordost). Aber dafür ist hier die Tür, das gleicht das aus, (die ist in Westsüdwest). Jahre später haben wir ungeachtet dessen noch ein Dachfenster in Nordnordwest einbauen lassen. Vielleicht hat das uns gerettet! Ich habe nur “Bahnhof" verstanden und bin erst so langsam auf Geisterbeschwörung und Abwehr der Selben gekommen, zumal ich auch vorher irgendwie erfahren habe, dass meine Großmutter, Oma Auedeich, auch in diese Richtung tendierte. Bei Opa Auedeich habe ich derartiges nicht bemerkt. Wenn aber nun Mutter und Sohn einschließlich Schwiegertochter einen heimlichen Geisterglauben hatten und daraus fast schon eine Wissenschaft ableiteten, warum haben sie ihre Kinder, bzw. Enkelkinder, also mich, nicht in diese Geheimnisse eingeweiht. Von Oma Auedeich habe ich anderen Orts und von jemand, ich weiß nicht mehr von wem, bruchstückhaft mitbekommen, dass sie an Geister glaubte.


Ich bin da realistischer und glaube ganz fest daran, dass ein gutes Stück Fleisch einen guten Braten abgibt.

Und noch einer:

"Schlimmes lese ich aus Ihrer Hand", raunt die Wahrsagerin. "Ein böses Ende wird es mit Ihnen nehmen. Töten wird man Sie, kochen und aufessen!" "Moment mal!", unterbricht der Kunde. "Lassen Sie mich doch erst mal die Lederhandschuhe ausziehen!"


Im Winter war es am Auedeich im Keller auf dem Klo fast ebenso kalt, wie draußen auf dem Plumpsklo, wo sie aus dem Keller raus und noch um die Ecke in Richtung Graben laufen mussten. Ich weiß nicht mehr, wie sie es gemacht haben, damit nichts und auch der Arsch nicht einfriert. Die Wasseruhr im Keller jedenfalls wurde durch eine Kabellampe und Jutesäcke vor dem Frost geschützt. Der Keller auf dem Auedeich, so haben wir das Haus bzw. die Adresse genannt, war ein Zentraler Raum des Hauses. Zwischen Ostern und Pfingsten fing dort unten der große Frühjahrsputz an. Es wurde weder eine Ecke noch ein Staubkorn übersehen! Dann wurde er zur Sommerküchen befördert und entsprechend eingerichtet und der Frühjahrsputz ging mit der gleichen Akribie oben weiter. So haben sie die Küche oben weitgehend geschont; die Stube ja sowieso – bis dann die Flut kam und alles was geschont wurde, mit einem mal ruiniert war. Im Keller gab es eigentlich alles, was man zum Leben brauchte. Es gab dort einen Wasserkeller, der aber nicht mehr gebraucht wurde, seitdem es eine Wasserleitung gab.

Ganz ganz früher nahm man das Wasser aus den Ratten-Gräben, bis man erkannte, dass dadurch Krankheiten entstanden. Das war aber lange vor dem Bau des Hauses. Vor der Wasserleitung wurde in dem etwas vertieften, also etwa einen halben Meter unter dem Niveau des Kellerbodens eingebaute Wasserkeller, das Regenwasser aufgefangen. Wie es dort hinein kam, kann ich nicht sagen, aber wahrscheinlich über Rohrleitungen direkt von der Regenrinne incl. Vogelscheisse. Wenn ich mir die Maße so in Erinnerung rufe, dann kann es gut und gerne bis zu einen 1/2 m³ Wasser gewesen sein, der dort rein ging. Rechts davon war ein gemauertes Doppelwaschbecken, dann kam ein Fenster vor dem die schwere und sehr unbequeme Holzbank stand. Das war der Stammplatz meines Großvaters, wenn er mal ausruhen wollte. Was neben der Bank war, kann ich nicht mehr sagen. Später hat mein Vater dort in dieser Ecke die Toilette gemauert. Das war also die Rückwand des Kellers zum Graben hin. An der Seitenwand, gleich bei der Toilettentür, war die Kellertür, die nach draußen führte. Es war eine geteilte Tür, bei der man, wenn man wollte, nur das Oberteil öffnen konnte. Das ganze Haus war nicht isoliert und diese Tür schon gar nicht. Die Ritzen wurden im Winter mit allen möglichen Sachen abgedichtet. Meistens mit alten Jutesäcken und Putzlappen zu gestopft. Das half aber nur gegen Zugluft und das auch nur unzureichend. Ungefähr einen Meter neben der Tür begann bereits die Innenwand und gleich in der Ecke war eine Maschine an der Wand befestigt, mit der man Konservendosen verschließen konnte. Sie hatte oben ein großes Rad und an der Seite mindestens einen Hebel. Die Dose mit dem Deckel wurde auf einen sich lose drehenden Teller gestellt und nach oben gekurbelt, bis sie gegen den Drehteller stieß, der mit dem Rad fest verbunden war. Nun wurde das große Rad gedreht und gleichzeitig mit dem Hebel der Deckel vorsichtig umgebörtelt. Es ist möglich, dass noch ein zweiter Hebel benutzt werden musste. Ich durfte verständlicherweise nur zugucken, denn wenn ich etwas verkehrt gemacht hätte, wäre eine Dose vergeudet worden und das wäre bei der sprichwörtlichen Sparsamkeit meiner Großeltern, fast eine Sünde gewesen! Neben dieser Maschine, zur Hausmitte und damit zum Schornstein hin, stand erst ein Ofen und dann kam ein Gropen, in dem die Würste und auch die Dosen noch mal erhitzt bzw. gekocht wurden. Dann kam die Kellertür die zu einem kleinen schmalem Gang führte. Von dort ging noch ein weiterer kleiner Keller ab. Am Ende des Ganges kam die Treppe, die nach oben ging.

Einmal in der Woche hatte mein Großvater seinen großen Auftritt. Dann heizte er den Gropen an und Oma kam mit der Wäsche. Er saß geduldig davor und wartete bis alles bei mindestens 90° C „gargekocht“ war. Dann kam alles in eine Balje und wurde zur Mangel getragen, die direkt daneben mitten im Raum gestellt wurde. Also nur einmal umdrehen. Dort wurde dann das Wasser durch kräftiges Kurbeln soweit heraus gewrungen, bis sie reif für die Wäscheleine war.

Unter der Decke, die schon nicht besonders hoch war, lief ein Doppel-T-Träger und jedes mal wenn ich auf dem Weg zur Toilette darunter durch ging machte ich einige Klimmzüge daran. Ich war dadurch wirklich gut in Form damals. Als ich größer wurde, machte ich es nicht mehr, da nach oben über meinem Kopf keine „Luft“ mehr war.

Unter der Treppe im Vorraum zur Sommerküche war die Wasseruhr. Sie wurde im Winter sorgfältig abgedeckt und mit einer Kabellampe, natürlich mit einer Birne mit den geringsten Watt, frostfrei gehalten. Gleich daneben war noch ein gemauerter länglicher Trog, in dem das Schweinefleisch gepökelt wurde. Und was nicht eingekocht oder gepökelt wurde, konnte ganz oben auf dem Boden geräuchert werden. Die Räucherecke war sorgsam eingerichtet, so dass kein Brand entstehen konnte. Trotzdem würde es heute bei den Behörden keine Begeisterungsstürme auslösen. Ich glaube sogar, dass diese Räucherecke weder bei den Behörden noch bei der Versicherung bekannt war!



Foto oben ist Paul Harms Junior, der Enkel von meines Großvaters Halbbruder. Das Foto rechts ist wesentlich älter als das linke und das Haus meiner Großeltern steht auch noch nicht. Ich bin nie in der Wirtschaft gewesen, obwohl mir keiner von denen jemals etwas getan hat. Mann kann auch sagen: So hat es abgefärbt!

Unten, rechts vom Fachwerkhaus, ist eine kleine Ecke vom Dach meiner Großeltern Haus zu sehen. Auch kann man sehen, dass das Haus nach hinten, also zum Graben in, geneigt ist. Das Haus wurde, wenn man davor steht, wie bereits oben erwähnt, mit der rechten Vorderkante

auf einem ehemaligen Stall errichtet. Dadurch war der Kleieboden an der Stelle bereits verdichtetet, während er, der Kleieboden, an den drei anderen Ecken/Seiten dem Gewicht des Hauses nachgegeben hat.


Und so sieht es heute dort am Auehauptdeich aus. Genau über dem rechten Vorschiff ist das Fachwerkhaus der Wirtschaft Harms zu sehen. Leider aber nicht das Haus meiner Großeltern, in dem wir auch einmal kurzfristig gewohnt haben. Es liegt genau dahinter. Das Haus links neben der Wirtschaft ist neu. Dort haben meine Großeltern gestanden und sich vor dem Elbschlickdeichgebirge fotografieren lassen. Das Haus links daneben gehört damals dem Kutterkapitän Barkhusen, der nachher Barkassenschipper beim Flugzeugbau war. Als es mit der Fischerei nicht nur in Finkenwerder abwärts ging, bekam er eine Staatliche Abwrackprämie und hat einen Kutter, „Borkumriff“ selbst abgefackelt.

Die anderen Häuser nach links kenne ich nicht. Das Storchennest ist hinter der Kurve auch verdeckt, wie das meiner Großeltern. Der helle Klotz links oben ist die Schleuse, wo die sonst abgesperrte alte Süderelbe Zugang zur Aue hat. In der Mitte des Bildes oben ist ganz deutlich die Schlicktrennungsanlage META zu sehe. Sie stört die Idylle beträchtlich. Direkt unterhalb von META, aber nicht zu sehen, hatte Hein Wüpper seinen Obsthof und zum Fischen den direkten Zugang zum Nebenarm der weißen Schleuse und der Süderelbe.

Nach rechts ist ein halbes Haus zu sehen. Es gehört der Familie, die ich in der Kupferschmiede auf der DW getroffen habe. Links davon steht das Haus von Hinnik Wittorf, dem Obstbauern, der bereits morgens laut und fröhlich pfeifend über seine Ländereien schritt. Seine Bäume stehen noch und gehen gleich hinter der Häuserreihe bis ganz nach links. Rechts zwischen seinem Haus und dem halb zu sehende Haus ist der Köterdamm, leider auch nicht zu sehen. Und genau da, leider auch nicht zu sehen, war meine Garage.

Wenn man vom Köterdamm kommt, also auf dem Betrachter des Bildes zugeht, ist zwischen den beiden oben genannten Häusern eine stabile und immer schwarz geteerte Holztreppe, die den Deich hinauf geht, leider auch nicht zu sehen. Die habe ich auch immer benutzt, bis man mich mal darauf aufmerksam machte, dass sie Privatbesitz des "halben" Hauses ist. Bis dahin habe ich immer geglaubt, das ist die öffentliche Verlängerung vom Köterdamm. Die Besitzer, die ich ja gut genug kannte, hätten es mir nicht verboten aber auf den Geist gehen wollte ich denen auch nicht und bin danach schräge nach rechts den Deich heraufgegangen. An den Trittspuren konnte ich deutlich erkennen, dass ich nicht der einzige war, der den Deich schräge raufstiefelte. Zwischen den beiden Häusern war auch eine der beiden Schleusen, mit denen der Wasserkreislauf der Gräben auf der Lüneburger Seite reguliert wurde. Die andere Schleuse war ein Stückchen weiter rechts , dort wo mal der Thun war.


Das Wasser im Vordergrund war nicht immer da. Dort waren Wiesen mit Obstbäumen darauf. Diese Wiesen standen bei jedem besserem Hochwasser unter Wasser, also Landunter. Genau dort wo der Bug vom rechten Schiff war, war der einzige Bombentrichter in der ganzen Gegend. Von da ist ein dicker Schlickklüten gekommen, der sich durch das obere Stubenfenster begeben hat, und nach Aussage meiner Großmutter, sich in die Gardine gekuschelt und es sich in der oberen Wohnung gemütlich gemacht hat. In diesen Bombentrichter sollte ich auch auf Wunsch meines Großvaters, als ich es schon konnte, mit seiner wirklich unhandlichen Schubkarre Müll entsorgen. Wie ich bereits an anderer Stelle erwähnt habe, wurde ich dabei argwöhnisch beobachtet. Nicht von den Ordnungsbeamten, die wir ja hin und wieder ebenfalls Bullen nannten, sondern von einem richtigen Jungbullen! Wir haben uns beide nicht aus den Augen gelassen und ich war, wie bereits berichtet, auf ein Bad im Bombentrichter eingestellt!


Jahre vorher, kurz nach der Kapitulation, habe ich auf dem Weg zu meinen Großeltern gesehen, dass dort ein englischer Panzer, der zur Reparatur zur REME, also vormals Blom und Voss, sollte, von einem Tieflader ,gefallen war und nun kopfüber mehr in als auf der Wiese lag. Und noch weiter recht, aber auch aus dem Bild heraus, da wo die Schleuse am Thun ist, haben meine beiden Onkel sich einen Scherz mit mir erlauben wollen. Sie haben einen vertrockneten Ast, den sie vom Baum gebrochen haben, mir als einen Bogen andrehen wollen. Das war aber Außendeichs im Kahn von Onkel Jacob Holst. Ich hatte es genau erkannt, wollte ihnen aber nicht den Spaß verderben! Ich hatte bereits genug Flitzbögen in funktionsfähigen Zustand zu Hause! Dort an dieser Schleuse haben, wie auch bereits berichtet, andere Jungens mit Keschern Stickels (Stichling) in der Strömung gefangen, die sie dann an die Schweine verfüttert haben.


Opa Auedeich hat sehr viele Postkarten aus Kiautschou geschrieben. Die Briefmarken, wie oben bereits beschrieben, hat mein Vater, als er zur Schule ging, abgelöst und seinem Lehrer Adolf Albershardt sen. vermacht (Scheiße³). Addi Albershardt, war neben Gorch Fock und Wriede, Mitbegründer der Finkwarder Speeldeel, hat nicht nur meinen Vater 8 Jahre unterrichtet, ich habe ihn auch noch mindestens 2 Jahre als Lehrer an der alten Aueschule gehabt. Er hatte dort im Anbau eine Wohnung und dahinter auch noch einen Garten. Diese, die 2. Aueschule, ist noch immer im Betrieb. Die erste war in einem Privathaus untergebracht, das an dem Weg zum Deich rauf steht.


Was mein Großvater zwischen den beiden Kriegen und im WK2 gemacht hat, ist mir nicht bekannt. Behalten habe ich eine Erzählung meiner Großmutter, dass die Engländer nach dem Zweiten überall Hausdurchsuchungen gemacht haben. So auch bei meinen Großeltern am Auedeich. Im Haus haben sie nichts gefunden und wollten dann auch den Schuppen hinterm Haus durchsuchen. Der Schuppen bestand überwiegend aus einem Schwinskoben mit einem kleinen Durchgang nach draußen, wo ein kleiner Auslauf für die Schweine war. Der Auslauf war kleiner als der Koben drinnen, aber dort konnten die Schweine wenigstens mal an der frischen Luft sein. Der Rest war Feuerholz und Gartengeräte…, bis auf ein zusammengerolltes kleines Etwas, das sich hochkant und deshalb eigentlich gut sichtbar am Futtertrog lehnte. Das konnten die Engländer aber nicht sehen, weil es von dem langen Rock meiner Großmutter, die sich davor gestellt hatte, verdeckt wurde. Die Engländer haben an ihr vorbei nach hinten gesehen, konnten dort aber nichts Verdächtiges erkennen und sind wieder abgezogen. Was sie nicht wussten war, dass in diesem Bündel eine Pistole war. Woher sie stammte, weiß ich nicht, aber wenn die gefunden worden wäre, hätten die Engländer keinen Spaß verstanden, denn nach solchen Sachen haben sie ja gesucht. Später hat mein Vater sie, die Pistole, mit nach Weihe genommen. Heute ist sie höchstwahrscheinlich in Salzhausen.

Nach dem 2. hat mein Großvater im Petroleumhafen bei der Fa. Haltermann gearbeitet. Nach seiner Pensionierung mit 65 Jahren, war er noch weitere 2 Jahre dort als Nachtwächter jede 2te Nacht tätig. Er musste dort in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen seine Runden drehen. Eine Stechuhr brauchte er dabei aber nicht zu betätigen. Es war ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Haltermann Sen. und den Mitarbeitern. Ich habe ihn dort abends oft besucht. Da ich bereits 14 Jahre war, bekam ich hin und wieder von ihm während der Kontrollpausen, die er ja selbst bestimmen konnte, auch schon mal ein kleines Bier ausgegeben. Oft ist er mit mir auch auf die Tanker gegangen, die zum Laden oder Löschen dort festgemacht hatten. Mein Großvater hat mir auch die Maschinenräume gezeigt. Von dem ersten großen Diesel den ich dort sah, wahr ich sehr beeindruckt. Es muss ein MAN gewesen sein. Auf der DW habe ich später die gleichen Maschinen gesehen und auch daran gearbeitet.
Einmal lag dort ein Tanker, den sie mit viel Glück geraden noch vom Großen Vogelsand in der Elbmündung gezogen hatten. Das war die „Karen Ness“, bei dessen Stapellauf ich als Kind mit dem Milchwagen auf der Werft bereits dabei war. Die Ondo und die Fides dagegen konnten nicht mehr vom Großen Vogelsand geborgen werden. Der Große Vogelsand ist ziemlich genau gegenüber von Cuxhaven in der Elbmündung.


Einmal hat es dort sogar gebrannt. Es war ein Haltemann-Tanker, der nebenan bei der Fa. Eva gelöscht wurde und dabei in Brand geraten war. Es soll ein undichter Flansch gewesen sein, erzählte mein Großvater. Die Rauchwolke, überall sichtbar, war gigantisch und pechschwarz.

Kaffee getrunken wurde dort auch. Das Kochen ging so schnell; keine Hausfrau kann es schneller! Neben dem Pausenraum war nämlich ein Kesselraum. Der Kessel wurde gebraucht, damit das schwerflüssige Rohöl angewärmt wurde um überhaupt gepumpt werden zu können. Direkt am Kessel war ein kleiner doppelwandiger oben offener Behälter angebracht, wo das kalte Wasser durch einen Wasserhahn eingefüllt wurde. Dann wurde der Dampf durch die Doppelwand geleitet. In Sekunden war das kalte Wasser sprudelnd heiß und konnte durch ein Ventil in die mit Kaffeemehl versehene Kanne abgelassen werden.

Bild unten: Beide in Sonntagskleidung. Ein seltener Anblick! Am Wohlsten haben sich beide in „Alltagsklamotten“ gefühlt, in denen sie im und am Haus pusseln und rummusseln konnten. Auf dem Bild darunter sitze die beiden mit Anja zusammen auf der Sandkiste, in der ich schon als Kind unter strengster Aufsicht gespielt habe.

Dahinter ist das Kellerfenster von der Sommerküche. Rechts ist noch die Platte zu sehen, die im Winter vor dem Fenster befestigt wurde. In deren Schutz steht noch eine Dose mit Verdünner. Opa muss wohl gerade den Pinsel geschwungen haben. Da das Haus nur auf Kleiboden gebaut ist, hat der Frost den zementierten Boden rund um die Klärgrube immer wieder hoch gedrückt und rissig werden lassen. Auch der Fenstersturz ist hier noch nicht repariert. Durch die in die Wand eingedrungene Feuchtigkeit ist das Moniereisen im Sturz angefangen zu rosten und hat im laufe der Jahre den Riss entstehen lassen. Links ist das alte ausrangierte Plumpsklo zu sehen, das zum Zeitpunkt der Aufnahme nur noch als zusätzlicher Lagerraum diente.

Im Vordergrund ist die erste Kammer von der Klärgrube zu sehen und darüber ragt die rechte Deichsel der ach so unhandlichen Schubkarre ins Bild. Die Klärgrube habe ich damals als dreizehnjähriger Junge ausgeschachtet. Ich wurde dazu ausersehen weil mein Opa zu alt war und mein Vater es in der Schulter hatte. Der unterste Ring wurde von uns an Ort und Stelle gerollt. Dann bin ich hineingestiegen und habe geschaufelt. Dabei habe ich den Boden immer ein bisschen weiter im Durchmesser ausstechen müssen, damit der Ring durch sein Eigengewicht nach unten rutschte. Es war recht mühsam und auch zeitraubend, weil es ein schwerer Kleiboden war und immer noch ist. Mein Vater musste den Aushub jedes mal vom Spaten abkratzen, so klebrig war das Zeug. Was für einen Durchmesser die Ringe hatten kann ich nicht mehr genau sagen, aber es war sehr eng, wenn ich tiefer kam und ich den Spaten mit dem Blatt und dem Kleiboden daran saugend-schmatzend lösen und bis über den Kopf hebend in diese unhandliche Karre befördert habe. Dabei musste ich aufpassen, dass ich mir nicht den Handrücken an der Betonwandung aufscheuerte. Bei etwas über einenmeterfünfzig war dann Schluss. Das war dann die Vorkammer und mit der zweiten Kammer ging es dann nahtlos weiter. Beim Verlegen der Rohre war ich dann nicht mehr die Hauptperson, das konnte mein Vater trotz seiner Schulter dann machen. Die geklärten Abwässer landeten zu guter Letzt im Rattengraben. Zu dem Zeitpunkt habe ich dann keine Äpfel mehr raus gefischt und gegessen.

Und das was meinem Großvater scheinbar am Wichtigsten war, wür sin ole Pip, wie man auf dem Foto deutlich sehen kann. De dös he man ok blos buten smeukn. Son Schit ober ok. Was keiner ahnte war, dass seine Speiseröhre durch das runter geschluckte Rauchkondensat zu diesem Zeitpunkt bereits so geschädigt war, dass eine Heilung nicht mehr möglich war. Er konnte zuletzt nichts mehr runter bekommen. Ich habe ihn dann zum Röntgen nach Neu Wiedenthal gefahren. Als er wieder heraus kam, sagte er zu mir: De Dokter het to me sech, ik kan man wieder smeukn. Da wusste ich schon Bescheid.


Meine Großeltern haben regelmäßig nachmittags Kaffee getrunken. Ein richtiges Ritual, und ich habe fast ebenso regelmäßig als Kind daran teilgenommen. Ich war stolz darauf und habe nicht bemerkt, dass ich nur Milch mit ein paar Tropfen Kaffee bekam - gerade soviel Kaffee das es einen ganz leichten Braunschimmer ergab. Diese Mischung wurde so angerichtet, dass ich es nicht mitbekam. Oma drehte mir dabei den Rücken zu. Die Tassen, aus denen ich damals getrunken habe, stehen jetzt bei uns im Regal. Ich kann nicht sagen, wie alt dieses Geschirr ist. Da aber meine Großeltern sehr vorsichtig waren und es auch nur einen Bombentreffer außendeichs in der Nähe gab, der keinen großen Schaden anrichtete, kann es sein, dass diese Tassen bereits älter sind als ich.

Unter den Tassen auf dem Bild, kann man zwei Schollen sehen. Ich habe sie schon sehr lange, mindestens seit etwa 1990. Es handelt um die beiden letzten der getrockneten Schollen, die wir zusammen in Weihe gemacht haben. Ich habe sie immer noch!

Wie ich in den Besitz dieser Taschenuhr kam, weiß ich nicht mehr. Sie gehörte meinem Großvater, Wie man deutlich sehen kann, ist die Uhr zu ihrem Schutz von einem gefüttertem Blechgehäuse umgeben. Mein Großvater hat sie täglich benutzt, auch auf der Arbeit. Da ich sie lange nicht und schon gar nicht intensiv genutzt habe, wollte sie nicht richtig mehr gehen. Der Uhrmacher hat umfangreichste Reparaturen diagnostiziert. Die Abrechnung war mit 250 DM bestimmt einiges (!!!) höher als ihr Anschaffungswert. Ob der Uhrmacher alles das ausgeführt hat, was er berechnet hat, glaube ich nicht. Er wird sie sicherlich nur in Waschbenzin gelegt und anschließend geölt haben. Es war mir aber auch egal. Hauptsache sie geht wieder tadellos und hin und wieder trage ich sie auch.

Bei dem Bierglas mit Goldauflage, habe ich in Erinnerung, dass es ein Geschenk zum 50. Geburtstag meines Großvaters war. Er muss es in Ehren gehalten haben, denn ich habe ihn zu keiner Zeit daraus trinken sehen. Genauso habe ich es auch mit meinem Bembel gehalten. Er hat auch noch keinen Tropfen Bier gesehen. Wie ich an dieses Geschirr, Bembel und Uhr gekommen bin, kann ich nach diesen ganzen Querelen nicht mehr sagen.

Die Tasche rechts, ist in Kriegszeiten aus sehr derben Tauwerk gemacht worden. Entweder hat mein Großvater sie für meine Oma gemacht oder er hat sie nach Fertigstellung, meiner Mutter geschenkt. Ich weiß nicht mehr, von wem ich sie habe. Später, als Kind, habe ich aber selbst gesehen, wie er aus gleichem Material auch Hausschuhe hergestellt hat. Da sich in der Tasche jetzt noch Tauwerk befindet, ist es auch möglich, dass sie nicht mehr bei meiner Mutter zum Einsatz kam, sondern nur noch seit Fertigstellung als Lager für das Tauwerk diente.

Später, als Jugendlicher, bin ich oft mit meinen Großeltern zu Hein Wüpper in Busch gegangen.


Als wir oben in der Wohnung gewohnt haben, habe ich gegen den Widerstand meiner Großmutter, unten im Keller einen Ölofen aufgestellt. Zögernd haben meine Großeltern den Widerstand eingestellt; denn denen wurde der Arsch da unten allmählich auch zu kalt! Oben hatte ich bereits, natürlich auch gegen den Willen meiner Großeltern, einen Ölofen aufgestellt. Auch gegen eine Waschmaschine, die auf Rädern und zusätzlich noch auf einer dicken Gummimatte stand, damit ja keine Schwingungen nach unten drangen, wurden gewettert. Die Gummimatte stammt vom HFB aus einer Presse mit der Formteile unter hohem Druck hergestellt wurden. Der Gipfel aber war, dass meine Großmutter sagte, nachdem wir auch noch einen Kühlschrank oben hatten: „Is dat hier boben dör den Keulschrank nich küller worn"? Irgendwann war es uns zu viel, zumal mein Vater sich, mit meiner stichelnden Mutter im Hintergrund, ebenfalls mehr und mehr gegen uns gestellt hatte. Wir sind dann kurzerhand und ohne Bescheid zu sagen, ausgezogen, wobei wir das meiste, genauer gesagt, fast alle unserer Möbel stehen lassen haben. Das Verhältnis zwischen uns, meinen Eltern und Großeltern, ist nie wieder so wie vorher geworden.


Opa Audik hat zum Abschied immer Adjüss gesagt, wobei ich bis vor kurzem geglaubt habe, dass das über die Franzosen bis nach Finkenwerder gekommen ist. Nun bin ich etwas schlauer geworden. Ich habe gelesen, dass die Seeleute es aus Spanien mitgebracht haben, wobei aus Adios erst Opas Adjüss und dann Tschüss geworden ist. Dunnerlitchen hat Opa auch immer gesagt, wenn er von irgendetwas angetan oder überrascht war. Ich kann aber nicht mehr sagen, in was für einen Zusammenhang es jeweils genau gewesen war. Die Begrüßung „moin“ war mir dagegen schon lange gebräuchlich. So gebräuchlich, dass ich meistens sogar „moin moin“ sagte, um nicht unhöflich zu wirken. Das ging so lange bis wir an der Nordsee, entweder in Husum oder Büsum im Hafen in einer Fischbrötchenbude waren. Ich moin moin und gleich nach uns kam ein Einheimischer mit nur einem moin rein. Nachdem der wieder draußen war, habe ich gefragt, warum er nur einmal moin gesagt. Darauf die Kioskbesitzerin: „moin moin“ ist ein Schwärzer! Das war alles was sie gesagt hat und das hat gesessen!

Es wurde bei uns zu Hause immer gesagt, besonders bei Oma und Opa Auedeich, dass, wenn wir alles aufessen, es am nächsten Tag gutes Wetter geben würde. Natürlich nur auf Plattdeutsch und es lautete wie folgt:"Wenn du din Tüller upeten deist, denn gif dat morgen scheunes wedder! Ich habe mein Leben lang nur an gutes Wetter geglaubt, was oft genug nicht zutraf. Erst deutlich nach meinem 75zigsten hat mich mein Zahnarzt, ein hochdeutsch sprechender, während einer Behandlung hier in Buchholz, aufgeklärt. Im Plattdeutschen war ein Wortdreher drin. Er klärte mich auf, dass es, wenn du deinen Teller aufisst, also natürlich nur den Inhalt, es morgen wieder etwas Schönes gibt. Gemeint ist natürlich etwas schönes zu essen! Korrekter wäre also gewesen, wenn man damals gesagt hätte:“ Den gif dat morgen wedder wat scheunes to eten“.

Ein anderes Wort war Demilon für den Glasballon mit dem er Wein machte. Von einer französischen Sekretärin bei uns habe ich erfahren, das der Begriff eigentlich aus dem Englischen kommt und Dame John bedeutet, was soviel heißen soll wie, dicke Dame. Über den Umweg über die Franzosen wurde dann möglicherweise Demilon daraus. Ich weiß es nicht besser!



Elisabeth, Anja und Opa. Es war sein letztes Weihnachtsfest 1969

Und zu guter Letzt:

Das ist wirklich kein Scherz!!!! Von meinen Großeltern habe ich als kleines Kind mitbekommen und bis heute behalten, dass mein Großvater oft gesagt hat, dass das Haus ihnen gehört und sie trotzdem dafür Haus- und Grundstückssteuer bezahlen müssen,

worüber er sich Zeit seines Lebens sehr geärgert hat!

(Geht mir genau so!)


Das letzte Passbild von meiner Oma,
aufgenommen in Weihe, wo sie ihre letzten Jahre bei meinen Eltern verbracht hat.