Die Flut

vom 16. zum 17.2.1962


Wir hatten seit einigen Tagen ziemlichen Wind und diee Böllerschüsse, die die Polizei am Stack abgefeuert hat, hat keiner von uns gehört. Sie wurden vom Winde verweht. Aber das Geläut der Kirchenglocken hat meine Mutter nachts gegen 1°° Uhr aufgeweckt. Das erste was sie sagte war: Finkwarder löpt vull! Sofort stand mein Vater auf und rannte eilenden Fußes ohne zu zögern, zu Mandus Ritter`s Haus, wo rechts im Anbau unser Auto stand. Natürlich hat er sich vorher noch angezogen! Auf dem Bild ist das helle Dach von dem Schuppen am rechten Rand zu sehen.Das Bild zeigt den Auehauptdeich, also der östliche Deichabschnitt von preußisch Finkenwerder. Das Fachwerkhaus ist die Gastwirtschaft Harms. Gleich dahinter aber nicht zu sehen, ist das Haus meiner Großeltern. Das Storchennest und die auf den unteren Bildern zu sehenden Deichbrüche befindet sich noch hinter dem Haus, welches direkt über der überfluteter Straße zu sehen ist. Über diesen Deich ist das Wasser mindestens 10 cm hoch über weg gelaufen. Bis zu dem weißen Haus von Mandus Ridder bin ich noch gekommen. Die Platten waren bereits unterspült und wackelten bedenklich. Dann ging auch noch das gesamte Licht aus. Finkenwerder, Altenwerder, Waltershof und auch der gesamte Hafen dahinter waren mit einem mal im Dunkeln.

Diese Straße war zu diesem Zeitpunkt die einzige Verbindung um mit dem Auto über Altenwerder in „die große weite Welt“ zu kommen. Über die Eisenbahnbrücke, die gleich im Rücken des genialen Fotografen ist, ging es nur für die Bahn, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem Bollerwagen, wenn z. B. ein totes Schweine entsorgt werden mussten. Das kam aber zum Glück nur einmal vor, das mit dem Schwein, und davon an anderer Stelle mehr. Das Foto unten ist bereits etwas älter und zeigt ein Fuhrwerk beim Durchfahren des kleinen Nebenarmes der alten Süderelbe, das von den Sommerweiden in Richtung der Südostspitze von Finkenwerder will. Bei dem Bild habe ich mich sofort an die Worte meines Vaters erinnert. Er erzählte mal, dass der Bauer von dem späteren "Storchennest" von seiner Sommerweide kommend, bei Flut über die Furt nach Hause fahren musste. Dummerweise war das Wasser damals deutlich höher als auf diesem Bild. Dabei hat er seinem Pferd noch zugerufen: „Koop hoch Bruner, Koop hoch“. Der „Braune“ hat den Kopf aber nicht wieder hochbekommen. Es war bereits auf dem direkten Weg nach ganz oben.


Und dann kam die Flut vom 16. auf den 17. Februar 1962. Ich hatte bereits ausgelernt und war als 19jähriger Schiffsmaschinenschlosser in drei der vier Docks der DW als Heizer abgestellt, drei, weil das vierte Dock keine Kessel hatte. Es war das U-Boots-Dock. Als wir die Warnung einer schweren Sturmflut erhielten, wehte ein starker Wind schon seit Tagen aus NW. Er war so stark, dass ich einmal beim Pischimachen von der Dockkante aus den Ponton getroffen habe und der war gut einhundert Meter entfernt. Ich hoffe, ich habe sonst niemand getroffen! Durch den Wind sind bereits mehrere Tiden in der Elbe stehen geblieben, so dass die Elbe schon einen hohen Wasserstand hatte. Ich musste noch mit einem Eisenkahn von den Docks rüber zu dem neuen Helgen wriggen und alle Luken vom Großhelgentor schließen, die nur von der Wasserseite aus zu erreichen waren. Hinter diesen Luken befanden sich die Pumpenräume vom neuen Großhelgen. Und dann kam richtig Wind auf! Nachher ist das Wasser durch die oberen Luken in die Pumpenräume gelaufen.

Ich machte an diesem Donnerstag normal Feierabend, während meine Kollegen, nichts Gutes ahnend, sich noch auf eine längere Arbeitszeit einrichteten. Dass das aber bis zum darauf folgenden Montag dauern sollte, hat keiner vorhersehen können! Zum Glück hatten sie, aufgrund ihrer reichlichen Erfahrung mit überraschenden Überstunden, immer einen guten Vorrat an Lebensmitteln dabei oder wurden von den Schiffen, wie in so einem Notfall, mitversorgt.
So wie sie mir am Montag erzählten, gab es in der Nacht aber richtig Ärger. Die Docks machen, bedingt durch die Tiden, ständige Hubbewegungen. Dabei gleiten sie an mehreren großen, tief in den Grund gerammten eisernen Pfählen auf und ab. Die Pfähle reichten aber bei so einem Wasserstand nicht aus und die Docks währen nach oben aus ihrer Führung geglitten, hätten die Kollegen nicht eingegriffen. Sie waren gezwungen, die Docks mit den darin befindlichen Schiffen zum Teil zu fluten und das von Hand mit viel Feingefühl, da der Strom auch hier ausgefallen war. Es gab auf jeder Seite mehrere Schieber, damit das Dock gleichmäßig abgesenkt werden konnte. Es bedurfte 250 Umdrehungen bis ein Schieber von Zu bis Auf kam und umgekehrt natürlich genau so viel. Wenn das nicht gleichmäßig gemacht wird, kann es zu Rissen im Schwimmkörper der Docks kommen! Da ja beizeiten der Strom ausfiel, musste das von Hand gemacht werden. Eine Schweinearbeit! Dabei durften die Docks auch nicht zu weit abgesenkt werden. Die Schiffe hätten sonst aufschwimmen können. Das wäre genau so eine Katastrophe geworden, als wenn die Docks aus ihrer Führung gehoben worden währen. Das Fluten „per Hand“ muss außerdem sehr gefühlvoll von statten gehen, da die großen gusseisernen Rohre zum Fluten bzw. zum Lenzen, bei ungleicher Belastung und dadurch durch schiefes Eintauchen des Docks leicht brechen können und dann wäre das Fluten nicht mehr zu bremsen gewesen. In so einem Fall würde das Dock absinken, bis es auf seinen beiden Luftpolstern, rechts und links, aufschwimmt. Die Schiffe hätten dann jeden Kontakt verloren und hätten sich bei dem Wind selbständig machen wollen. Im Dock 3 war außerdem ein Schiff, bei dem die Schiffbauer einige Bodenplatten entfernt hatten. Dort kam das Wasser ins Schiff. Zum Glück wurde im Schiff nichts „wertvolles“ nass. Ich selbst habe durch die Flut einen Tag aussetzen müssen, den Freitag. Die Deutsche Werft hat mir diesen Tag anstandslos bezahlt und nicht nur mir!


Nachfolgend Kopien dazu aus der DW-Zeitung.

Auf dem unten erwähntem Niarchos-Achterschiff habe ich als junger Geselle das Heizen gelernt. Siehe auch Ich Beruf.

Auf dem kleinen Bild links oben ist mein Großvater, Opa Auedeich, ganz schwach in gebückter Haltung in dem von mir „geliehenem“ Kahn zu sehen, wie er vor seiner Treppe „aufräumt“. Der auf dem linken Bild darunter zu sehende schräge Schuppen war mal die Tischlerei, die uns später, als sie wieder aufgebaut war, unser Stubenfenster am Auehauptdeich 130 gemacht hat.

Soweit die Bilder aus der DW-Zeitschrift.


Auf dem Bild darunter habe ich den Kahn wieder am Köterdamm liegen lassen, wo ich ihn ja auch herhatte.

Links, im Bild oben das weiße Haus, gehört Mandus Ritter, dem Milchmann vom Wittmunderweg und seiner Frau Meta, wo wir über deren Laden wohnten. Das Haus war anderweitig vermietet. Der weiße Schuppen war die Garage, in dem auch unser Auto stand. Das dunkle Haus im Hintergrund, gleich rechts von der weißen Garage, zum kleinen Teil verdeckt, gehörte dem Bauern Hinnik Wittorf. Den Kahn, der hier im Vordergrund auf der Abfahrt zum Köterdamm liegt, habe ich am Tag nach den Deichbrüchen an mich genommen und habe damit meine Großeltern die fünf Meter zu ihrem Haus geschippert. Bei dieser Gelegenheit habe ich auch andere Leute zu ihren Häusern gebracht und auch Brot verteilt, wo die Bundeswehr mit ihren Booten am Köterdamm nicht über die Hecken und Pforten kam. Später habe ich den Kahn, wie auf dem Bild, wieder dort liegen lassen. Mein Vater hat sein Auto an die höchste Stelle von Finkenwerder gefahren. Das war bei der Polizeiwache. Dabei musste er eine lange Strecke den Köterdamm längs fahren und das war der tiefste Punkt von Finkenwerder. Dabei bestand immer die Gefahr, dass das Wasser ihn überraschte. Aber es ging gut. In der Zeit bin ich hinter her und wollte meinen Großeltern helfen. Ich bin bis zu Mandus Ritter`s Haus gekommen, als über dem Hafen das Licht ausging. Es war gespenstisch dunkel und die schmalen Gehwegplatten waren bereits unter und überspült, so dass ich bis über den Knöcheln im Wasser auf den wackeligen Platten watete und den Weg nur noch erahnen konnte. Meine Großeltern sind kurze Zeit später doch noch über den Deich zu uns gekommen, kurz bevor die Deiche brachen. Im Notfall hätten sie auch in ihrem Haus ins obere Stockwerk gehen können, das lag oberhalb der Wasserlinie. Sie haben dann einige Wochen bei uns verbracht, bis ihr Haus aufgeräumt und ausgetrocknet war. Der Staat hat großzügig Heizgeräte und Heizöl verteilt. Beim Aufräumen ist vieles weggeworfen worden, was ich heute gerne als Andenken gehabt hätte! Mein Vater kam noch kurz nach Hause, um seine Polizeiuniform anzuziehen und ist dann für mehrere Tage auf der Polizeiwache gewesen und hat Sonderschichten geleistet, da viele seiner Kollegen nicht zum Dienst erscheinen konnten, weil es keine Verbindung nach Finkenwerder gab. Dafür hat er dann auch eine Anerkennung vom Staat erhalten. Aber das haben seine Kollegen auch bekommen, die nichts gemacht haben. Selbst der, der besoffen im Bett gelegen hat (der Name ist bekannt), wurde bedacht! Wir, meine Mutter und ich und auch unsere Nachbarn, konnten nichts weiter machen. Das Wasser und meine Großeltern waren nun mal da. Wo wir nicht dran gedacht hatten war, dass das Wasser auch uns auf Fläche „B“ erreichen würde. Nämlich im Keller, durch die Abflussrohre. Und im Keller waren unsere ganzen Vorräte wie Kartoffeln und Kohlen usw. Onkel Otto vom Norderdeich konnte und musste aushelfen.

Die Bilder unten zeigen die SO-Spitze von Finkenwerder. Am Horizont ist die Süderelbe und die Harburger Berge schwach zu sehen. Ganz links die beiden Häuser auf dem Bild, die nur durch einen Sommerdeich geschützt waren, wurden nach der Flut abgerissen, sie waren stark beschädigt. Nach Angaben der Besitzer, sollen die Häuser, bevor die Deiche brachen, durch den Wasserdruck und durch die Strömung auf ihren Fundamenten regelrecht getanzt haben. Links von der Mitte ist das Wirtshaus „Storchennest“ von der Rückseite zu sehen. Da wo der Deichbruch unmittelbar vor der Gastwirtschaft zu sehen ist, stand das Haus von deren Sohn. Er hat in der Meierei in Altenwerder gearbeitet und hatte bereits Richtfest gefeiert, als die Flut kam. Von diesem Haus ist nichts übrig geblieben, nicht ein Stein, wie man sehen kann! Diese Aufnahmen entstanden nur wenige Meter hinter dem Haus meiner Großeltern. Das rechte Haus ist noch schiefer als das von meinen Großeltern. Das kommt aber nicht von der Flut, sondern davon, dass die Häuser bei deren Baubeginn auf Fundamente von dort vorher stehenden Schuppen erbaut wurden. Dadurch war der schwere Kleiboden bereits an der Stelle verdichtet und das Haus konnte sich nicht so wie beabsichtigt gerade im Boden absetzen!

Unten noch mal das Storchennest und das nicht mehr vorhandene Haus des Sohnes, das gerade Richtfest hatte.

Oben rechts ist das Storchennest zu sehen. Die beiden Häuser links wurden so stark beschädigt, dass sie nach der Flut abgerissen werden mussten.

Das Haus meiner Großeltern väterlicherseits am Auehauptdeich 130.


Opa Auedeich, wie ich ihn immer genannt habe, gebückt indem von mir „geliehenen“ Kahn stehend. Das Bild ist aus der DW-Zeitschrift und etwas vergrößert.

Der am Boden liegende Pavillon im Vordergrund gehörte zur Gastwirtschaft Harms und war, obwohl verwandtschaftlich verbunden, ein ständiger Zankapfel, weil der Pavillon ausgebaut, erhöht auf Deichniveau und durch eine Brücke mit der Gastwirtschaft verbunden werden sollte, damit dort auch Gäste hätten bewirtet werden können. Dabei wäre meinen Großeltern die Sicht über den Deich versperrt worden. Das betraf eigentlich nur die obere Wohnung und die war meistens vermietet oder stand leer, bis ich heiratete. Der Pavillon war nach der Flut aber so stark beschädigt, dass er von alleine zusammenbrach. Am feuchten Putz ist noch der Wasserstand deutlich zu sehen. Auf den Bildern ist die Flut bereits einige Tage „alt“ aber das Wasser ist immer noch da. In der Mitte ist das Haus von Hinnik Wittorf im Hintergrund zu sehen. Der Kahn war nötig, wie man sehen kann, obwohl der Deich so nahe war. Paul Harms war ein Halbbruder von meinem Großvater. Auf Grund der Zwistigkeiten war ich doch so beeinflusst worden, dass ich diese Gastwirtschaft nie betreten habe, obwohl Marta Harms sich mit meiner Großmutter, Trine Baack, gelegentlich unterhalten hat und mir sogar einmal eine Packung Zigaretten (Ernte 23) von ihrem Automaten in der Wirtschaft runter geholt hat, obwohl sie, die Wirtschaft, geschlossen hatte! Inzwischen finde ich nicht nur das Rauchen richtig blöd sondern auch diesen Zwist!! Übrigens, hinter dem Pavillon ging eine stabile und gut geteerte Treppe den Deich rauf. Sie gehörte zur Wirtschaft. Meine Großeltern hatten nur das Wegerecht. Einmal bin ich im Winter als lüttn Jung blangbi de Tripp mit min Sleden den Dick dolrüscht. Als ich es meinen Großeltern erzählte, wollten sie es auch unbedingt sehen. Bei so viel Aufwand hat mich dann aber der Mut verlassen. An den Spuren im Schnee konnten sie aber erkennen, dass ich die Wahrheit gesagt hatte.

Und hier die Auswirkungen der Flut bei meiner Großmutter mütterlicherseits am Deich Müggenburg 6. Der Rest der Auffahrt zwischen Kruses Haus, links, welches Walter Richter alleine gemauert hat und dem Haus meiner Großmutter, rechts im Bild.

Das Auto, ein neuer Ford 12M, gehörte dem Schwiegervater meiner Kusine Elsbeth Kummrow, geb. Prumbaum, der jüngeren Tochter von Tante Manni und Onkel Ewald. Seine Garage war bei Kruse unten im Haus. Er hatte die ziemlich steile Auffahrt beinahe geschafft und ist erst im letzten Moment auf diese Position zurück gerutscht und hatte sogar noch Mühe aus dem versinkenden Wagen zu kommen. Die Auffahrt hatten mein Vater und ich erst kurz zuvor erbaut. Dort wo das Auto sich befindet, bestand sie aus Sand mit einer Steinpflasterung. Alles wurde im Nu weggespült. Auf dem unteren Bild hatte das Wasser bereits den Höchststand hinter sich. Auf beiden Bildern ist eine Mauer zu sehen, die mit der Oberkante auf Deichhöhe zwischen den beiden Häusern stand und vom überströmenden Wasser schräge gegen das Haus meiner Großmutter gedrückt wurde. Dadurch wurde die Wasserströmung von der alten Seitenwand des Hauses abgelenkt. Sie hätten es sonst kaum überstanden. Hinter dem Haus, zwischen Kotflügel und Hinterrad, ist ein Teil vom Dach meiner Garage zu sehen. Glücklicherweise hatte ich mein erstes Auto, ein VW Käfer Baujahr 54, ca. 2 Monate vorher verkauft. Es wäre aber egal gewesen, der Staat hätte alles ersetzt und die Auffahrt wurde auch total unbürokratisch von Profifirmen wieder hergerichtet. Alles was vorher provisorisch war, wurde mit einer soliden Asphaltschicht versehen, wo vorher gar nichts war.

Auf dem Bild unten ist links das Haus meiner Großmutter und rechts die Wurstbude von Hinnifitz (Schlachter) Achner zu sehen.

In der Mitte ist von der neuen Treppe, die mein Vater neu errichtet hat, leider nur das Geländer zu sehen. Bei Bauarbeiten an der Treppe habe ich als kleiner Junge „mit geholfen“. Dabei habe ich zwei abgebrochene Tonpfeifenköpfe gefunden. Ich habe sie immer noch. Die Pfeifen sind beim Hausbau, vor ca. 200 Jahren weggeworfen worden, Meine Großmutter sagte mir, als ich ein kleiner Junge war, dass das Haus ca. 140 alt ist. Ich war damals 12 und heute bin deutlich älter.

Und das Bild darunter zeigt das neue, aber lange nicht das erste Brack, aus dem Küchenfenster fotografiert. Im Vordergrund der Bürgermeisterbirnenbaum. Eine tolle Birne! Und gleich hinter dem Stamm, nur unzureichend versteckt, hatte meine Großmutter das erste Urinal installiert, als es den Begriff noch gar nicht gab. Es war ein eingegrabenes 150ger Tonrohr, bei dessen Benutzung ich mich als kleiner Junge auf die Zehenspitzen stellen musste.

Bildmitte oben in Hell steht Erika Christoph geb. von der Horst und gleich daneben stehe ich. Hinter uns ist die BMW Isetta von meiner Cousine Elsbeth und ihrem Mann Helmut zu sehen. In der Mitte, links von mir, dem genialen Schriftsteller, ist Müggenburg 6 und links am Bildrand, der Neubau von Kruse. Den hat, wie bereits angedeutet, Walter Richter, der auch an unserem Haus in Weihe mitgearbeitet hat, alleine gemauert, damit er dort eine Wohnung beziehen konnte. Miete musste er trotzdem bezahlen. Ja so war es damals! Die Auffahrt gehörte zu beiden Häusern. An dieser Stelle ist seit Jahrhunderten, wie meine Großmutter mal sagte, immer wieder das Wasser über den Deich gekommen und hat das Brack gebildet. In dem alten Brack von 1897, wäre meine Großmutter beinahe als Kind beim Spielen ertrunken. Sie konnte gerade noch gerettet und wiederbelebt werden. Den Wagen vor Kruses Haus kenne ich nicht. Dann kommt meiner Großmutter Haus. Dazwischen ist die Abfahrt zu den Garagen. Verdeckt und kaum zu sehen, kommt dann das Haus von Schlachter Achner. Das klein erscheinende Haus in der Mitte kenne ich nicht. Dann kommt, rechts davon Eisen-Achner. Das Haus daneben kenne ich auch nicht. Die Lücke ist das Müggenloch. Das Haus neben dem Müggenloch gehörte einem von Holt; es wurde nach der Flut abgerissen, wenn ich mich nicht irre. Ganz rechts ist noch das Holst-Haus, also das meiner Vorfahren, mit der Bäckerei zu sehen. Dieses Stück Deich gehörte früher mal unserer Familie Külper/Holst/Lorenz. Ich habe irgendwo auch mal Unterlagen, wo Deichrechte drauf stand gesehen aber damals leider nicht weiter beachtet. Der Mann, der in der Abfahrt ganz schwach zu sehen ist, kann der Schwiegervater meiner Cousine Elsbeth oder auch ihr Mann, der Helmut, sein. Die Frau mit dem hellen Pullover ist wie bereits erwähnt, Erika von der Horst, jetzt verheiratet mit einem Lehrkollegen Paul Christoff, damals aus Neuenfelde. Sie hat in der Bäckerei bei Körner, Nachfolger von der Holst-Bäckerei, gearbeitet und unterhält sich mit mir. Das Auto im Hintergrund ist eine Isetta und gehörte meiner Cousine und ihrem Mann Helmut Kummrow. Heute leben beide mit ihren Kindern in Frankreich. Heute gehört auch das Haus meiner Großmutter zu Hinni Fitz, Schlachter Achner.

Im Keller des Wohnblockes, genau über dem da so vor sich dahintreibenden schwarzen Schuppen, hatte ein Verwandter, „Jocki“ Friedrichs, bereits seit einigen Jahren eine Wäscherei. Er wohnte mit seiner Frau zur Untermiete im Holst-Haus im linken Flügel. Wir, Onkel Ewald und ich, haben ihn im Sommer sehr häufig beim Baden getroffen. Er hat in der Wäscherei so gut wie gar nicht gearbeitet. Das hat alles seine Frau gemacht. Sie war eine fast abgehärmte kleine dünne Person, während er eher der wohlgenährte und ausgeruhte Lebemann war. Einmal bekam ich am Strand mit, wie er sagte, dass seine Waschmaschinen über 30.000,- DM gekostet haben. Für mich und nicht nur für mich, war das ein riesiges Vermögen! Immerhin war der Krieg noch nicht lange vorbei und jeder soll ja mal mit 40,-- DM angefangen haben. Aber Onkel Ewald hat mir auch über ihn erzählt, dass er sehr knickerig war. So hat Jocki herausgefunden, dass, wenn man eine leere Flasche hinlegt und lange genug wartet, sich immerhin noch 27 Tropfen ansammeln, die er natürlich auch für sich genutzt hatte! Bei mir waren es später nur 7 bis 8 Tropfen.

Nach der Flut hat sich einiges geändert. Die alte Süderelbe z.B., wurde am Mühlenberger Loch abgesperrt. Dabei war es egal, ob dort noch der Kutter "Amor", HF 30, auf der Werft lag und dadurch der Skipper und auch der Werftbesitzer seine Existenzgrundlage oder Hein Wüpper seine Fischgründe verlor. Das war alles nebensächlich. Mit einem mal war Sicherheit alles. Vorher wussten die verantwortlichen Beamten nicht einmal, dass z. B. eine Straße in Wilhelmsburg, in Wirklichkeit ein Flutschutzdeich war!

Zur Flutschutzsicherung wurden nun alle erreichbaren Lkws herangezogen, mit denen dann ein ganzer Berg, von den Harburger Bergen, zur Auffüllung der „Löcher“, abgetragen wurde. Der Hamburger Staat muss ein schlechtes Gewissen gehabt haben, denn als in Cuxhaven bereits die Deiche brachen, hat sich in HH noch lange nichts gerührt bis auf eine kleine Nachbarinsel in der Elbe - Altenwerder -, wo es einen Polizeiposten gab, der ständig, also Tag und Nacht, mit einer Person besetzt war. Es war der Polizist Wilhelm Wiesel, der mit seiner Familie in dieser Wache, wie in einem Eigenheim wohnte. Unsere Familien kannten sich gut, auch wenn meine Mutter behauptete, durch ihn, den Wilhelm, sei ihr ein Ring, wie auch immer, abhanden gekommen. Da mein Vater das abwertete und mit keiner Silbe kommentierte, wird es sich meiner Meinung nach um pubertäres Gehabe meiner Mutter gehandelt haben und das war lange vor meiner Zeit. Aber gerade dieser Wilhelm W. hat die Zeichen der Zeit - sprich die Zeichen der Natur - richtig gedeutet und hat auf der Insel wirksame vorbeugende Maßnahmen veranlasst. Diese Insulaner konnten sich und ihre Insel zwar nicht vor dem Wasser bergen, waren aber auf die Flut rechtzeitig und so gut es ging vorbereitet.

Dafür das die Behörden bei der Flut ziemlich unvorbereitet waren, haben sie danach umso mehr getan, ja beinahe schon übereifrig und sich auch manchmal zu gutgläubig gegeben. Und das haben einige schamlos ausgenutzt, die genau so wie Artur Vagst in „Klein Moskau“, genauer gesagt in den tiefer gelegenen Teil von Waltershof in ihren nach dem Krieg in Eigenhilfe errichteten Häusern wohnten. Die Häuser waren nach der Flut nicht mehr zu gebrauchen bzw. total zerstört. Korrekt wie Artur nun mal war, hat hat er seinem Antrag auf Entschädigung mit etlichen Fotos vom übrig gebliebenem Fundament untermauern wollen. Das wurde auch anerkannt! Aber ebenso wurde auch die mündliche Aussage anderer Nachbarn ohne Fotos aber dafür mit weit überhöhten Größenangabe akzeptiert und dementsprechend höher entschädigt. Eine andere Familie dort in der Nachbarschaft hat es allerdings bei der Flut nicht geschafft sich zu retten und ist in ihrem Haus ertrunken. Mein Vater erzählt auch, als er als Polizist bei der Suche nach vermissten Personen dabei war, er ein Kind gefunden hat, das sich entweder in einem Baum retten wollte und erfroren war oder durch das Wasser bereits ertrunken in das Geäst des Baumes getrieben wurde.

Ich habe nichts, aber auch gar nichts für Politiker übrig. Ausnahmslos alle in einen Sack und dann immer oben drauf hauen, bis auf einen, der hier wirklich Eier gezeigt hat, und das ist bzw. war unser

Helmut
auch liebevoll
Schmidt-Schnauze genannt.
Damals Innensenator von Hamburg und späterer Bundeskanzler.

Er hatte mit der Faust auf den Tisch gehauen und gesagt, alles hört auf mein Kommando.

Während ein Hochrangiger Soldat angst um seine BW-Wolldecken hatte, sind mehr als 300 Menschen ums Leben gekommen! Sie sind nicht nur ertrunken sondern viele auch erfroren.

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Seit einer geraumen Zeit ist unser deutsches Rechtssystem für mich unverständlich!


In der heutigen Zeit macht es die gendergesteuerte Legislative mit ihren Ergüssen und die Judikative mit deren fragwürdigen Auslegungen , der Exekutive mit der praktischen Umsetzung der Gesetze, das Leben unnötigerweise recht schwer!